Pfarrer von 1938 bis 1945 in Meiningsen.
Wilhelm Jansen, geboren am 20.11.1900 in Hohenlimburg, gestorben am 12.03.2002 in Einecke war Pfarrer in Schwefe von 1927 bis 1972.
18.11.2000
Foto: Götte,
Soester Anzeiger
Zwischen 1938 und 1945 war Wilhelm Jansen ebenfalls für die Meiningser Gemeinde zuständig.
Er distanzierte sich zur Zeit des dritten Reiches als Mitglied der bekennenden Kirche von den "Deutschen Christen".
Wilhem Jansen verfasste unter anderem den Artikel "Das Tympanon an der Nordseite der Kirche in Meiningsen" [1]
Der Soester Anzeiger schrieb anlässlich seines Todes:
SCHWEFE/EINECKE • Fast fünfzig Jahre war Pfarrer Wilhelm Jansen in der Kirchengemeinde Schwefe tätig. Ganze Generationen verbinden das Wort Kirche wie selbstverständlich mit dem Namen des Seelsorgers. Am Dienstag verstarb der beliebte Geistliche im Alter von 101 Jahren. Ein Leben erlosch, in dem der Dienst am Nächsten höchste Priorität hatte.
Geboren wurde Pfarrer Jansen am 20. November 1900 in Hohenlimburg. Seine Jugend verlebte er in Niedermassen. Als 17-Jähriger (ein Schuljahr hatte er übersprungen) schloss er auf der Oberprima am Gymnasium in Unna die Ausbildung mit dem Notabitur ab, weil der Jahrgang 1900 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Sein Einsatz an der Westfront endete am 9. November 1918.
Auch das Studium der Theologie in Münster, Erlangen und Tübingen fiel in keine leichte Zeit, machte doch die Inflation der Bevölkerung zu schaffen. Aber das Lernen bei tüchtigen Professoren und die Freundschaft mit Studenten, deren Vertrauen er unter anderem als Kreisleiter der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung gewann, entschädigten reichlich für die Entbehrungen.
Als Reisebegleiter und Dolmetscher eines amerikanischen Juristen unternahm der angehende Pfarrer viele Studienfahrten durch Deutschland und benachbarte Länder.
Diese Zeit erlebte Wilhelm Jansen zwischen 1922 und 1925, als er nach dem ersten Examen als Hauslehrer bei einer deutschen Familie in Patagonien (südliches Argentinien) tätig war. Diese Region des Landes wurde damals gerade erschlossen, und auch dem Theologen wurde dort Land angeboten. Ihn zog es dann aber zurück nach Deutschland, wo er zunächst als Vikar, dann als Pfarrer tätig war. Die Liebe zur neuen Gemeinde verdrängte schnell die Sehnsucht nach Südamerika. In Schwefe erlebte er eine arbeits- und abwechslungsreiche, zwischendurch gefährliche Zeit: Während der Herrschaft des Nationalsozialismus war er Schriftführer und Kassierer der Bekennenden Kirche und leistete Juden heimlich Beistand. Auch in der schweren Zeit nach dem Zusammenbruch half er zahlreichen Mitmenschen.
Den dauerhaften Ruf in andere Kirchengemeinden lehnte er ab. Auch wenn er stets zur Stelle war, wenn es galt, eine Lücke zu überbrücken.
Zu seiner Passion zählten altorientalische Sprachen. So befasste sich der Verstorbene unter anderem mit der babylonischen Keilschrift. Auch der Geschichte und sakraler Kunst widmete der Geistliche viel Aufmerksamkeit. Unzählige Aktivitäten entwickelte der Theologe im Laufe seines Lebens: So hielt er plattdeutsche Gottesdienste, "auch wenn mein Hellweger Platt noch manchmal durch das Bördeplatt durchkommt", wie Pfarrer Jansen an seinem 85. Geburtstag schmunzelnd erzählte.
In guter Erinnerung ist Pfarrer Jansen vielen Schülern des Archigymnasiums, wo er den jungen Leuten im Hebräischunterricht nicht nur wissenschaftliche Kenntnisse vermittelte, sondern ihnen auch die Bibel erschloss und manchem Wegweisung für seinen Lebensweg gab.
Die Trauerfeier findet am 16. März um 11 Uhr in der Schwefer Kirche statt, anschließend erfolgt die Beisetzung. • rad/aro