1901
Krieger- u. Landwehr-Verein Meiningsen u. Umgebung
Die Landwehr als Abgrenzung des Territoriums der Stadt Soest wurde wohl im 14. Jh. geschaffen und im 15. Jh. weiter ausgebaut. In ihrem Verlauf stimmte sie nicht immer mit der Bördegrenze überein. Sie sollte einen Schutz gegen räuberische Einfälle darstellen und Beobachtung von kriegerischen Aktivitäten ermöglichen. Außerdem wollte man durch dieses Geländehindernis die Bauern zwingen, ihre Ackerfrüchte nur in der Stadt Soest zu verkaufen. [2] Der Verlauf der Landwehr und der bauliche Zustand wurden in Abständen von der Stadt Soest überprüft, was aus alten Stadtrechnungen hervorgeht.
Der Schutzwall bestand regelmäßig aus einem doppelten Wall und zwei Gräben, seltener aus einer festen Mauer. Der innere Wall enthielt in der Regel keinen Mauerkern. Er war 8-9 m, der Graben jenseits etwa 5 m breit. Vor dem äußeren Graben lag dann der niedrigere zweite Wall. Im Ganzen kann man von einer gesamten Breite von 18 bis 19 m ausgehen. [3] Die Landwehr war dicht mit Buschwerk bewachsen und daher ein schlecht zu überwindendes Geländehindernis. Natürlich besteht der Wall, der Meiningsen umschloß, heute nicht mehr, auch nicht in Fragmenten.
Im Bereich der Oberbörde verlief die Landwehr fast genau in ostwestlicher Richtung. Herringsen, Bergede, Lendringsen, Ruploh und Deiringsen blieben außerhalb liegen. Weiter verlief sie bis unmittelbar südwestlich des Dorfes Meiningsen, knickte fast rechtwinklig nach Norden ab und zog sich bis zum Amper Bach. Hier brach sie ab. [4] Der Verlauf der Landwehr in unserem Raum kann durch alte Flurnamen bestätigt werden:
Heute befindet sich diese landwirtschaftlich genutzte Fläche nördlich des Riskenweges im Besitz des Hofes Wilhelm Bußmann.
Im Verlauf der Landwehren baute man an Straßenübergängen sogenannte Warten, die von Wartmännern besetzt wurden. Übergänge von geringerer Bedeutung sicherten die Soester durch Schlagbäume, die von Schließern oder Schlütern betreut werden mußten. Im 18. Jh. ließ das Interesse an den Landwehren nach, da sie keinen entscheidenden Schutz mehr darstellten.
Zu keiner Zeit war beabsichtigt, die Landwehr militärisch zu verteidigen. Nur die Übergänge wurden durch die Warten und Schlagbäume besonders kontrolliert.
In Ampen hat sich ein Hinweis auf die Landwehr bis in die heutige Zeit erhalten. Eine Straße, die in nordsüdlicher Richtung verläuft, bezeichnet man als An der Landwehr.
Auf der Urkatasterkarte von 1828 findet sich unterhalb des Rienhofs ein kleines Wiesental, jedoch sind auch hier heute keine Spuren der Landwehr durch Bodenmarken oder Geländeauffälligkeiten zu finden, obwohl Flurbezeichnungen im Bördekataster von 1685 darauf an dieser Stelle verweisen. Im 19. Jh. sind diese Weiden außerdem teilweise zur Ziegelgewinnung genutzt worden.
Nach Schoppmann [7] soll die Landwehr den Waterweg, der Ampen und Meiningsen verbindet, im Westen begleitet haben. Das könnte dadurch Bestätigung finden, daß auf diesem Schlag des Rienhofs bei extremer Trockenheit entsprechend auffällige Unterschiede in der Vegetation beobachtet wurden. Übrigens nennen die älteren Meiningser den Rienhof das Kloster. Man erzählt, hier habe vor Zeiten ein Quartierhaus für reisende Mönche gestanden, das zum Kloster Paradiese gehört haben soll. Durch einen Gang seien die Gäste unbemerkt und gut geschützt nach Paradiese gekommen. Lehensverbindungen sind jedoch zum Kloster Paradiese nicht nachzuweisen, diese Überlieferungen scheinen deshalb sehr unglaubwürdig zu sein.
Falls sie tatsächlich ein Körnchen Wahrheit enthalten würden, könnte man für den Gang, den die reisenden Mönche vielleicht benutzten, eine mögliche Erklärung finden. Die Landwehr soll nämlich gleichzeitig auch Verbindungsweg gewesen sein. Ohne gesehen zu werden, konnte man durch einen von Dornen und Büschen gebildeten Gang geschützt sein Ziel erreichen. [8]