31.05.2009
Traditionsgemäß hält der Kommandeur und Vorsitzende des Schützenvereins Meiningsen Epsingsen Martin Frische Pfingstsonntag eine Rede, die wir hier mit seiner ausdrücklichen Genehmigung in Ausschnitten wiedergeben:
"[... Begrüßung ...]
Schützenkameraden, ist es eigentlich noch zeitgemäß, in Reih und Glied durch unser Dorf zu marschieren, noch dazu mit einem Holzgewehr über der Schulter, dann noch Totengedenken? In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich?
Ich glaube, viele von uns würden, sollte ihnen eine solche Frage gestellt werden, verlegen mit den Schulter zucken und irgendetwas wie: "gehört halt dazu, war schon immer so" in den Bart murmeln.
Wir freuen uns zwar jedes Jahr auf ein paar Tage Ausnahmezustand, auf ein besonderes Gemeinschaftsgefühl, auf Tanzen, Flirten und Trinken. Aber warum dann immer diese alten Rituale, Marschieren, Exerzieren und Parade?
So wie ich die Geschichte verstanden habe, ist der Schützenverein nicht zum Feiern gegründet worden oder weil unsere Vorfahren so viel Spaß am Schießen hatten, sondern zum Schutz der Gemeinschaft vor Bedrohung von außen. Zu diesem Schutz gehörte auch der Einsatz militärische Mittel.
Fragt sich nur, wozu wir diese heute, da wir unsere Gemeinschaft nicht mir mit der Waffe in der Hand verteidigen müssen, noch brauchen.
Ich denke, sie könne zum einen als Mahnung gelten, Mahnung, dass unser Leben auch heute bedroht ist. Bedroht durch Arbeitslosigkeit, Kranke u. Alte werden ausgegrenzt, Kinder stellen ein Armutsrisiko oder eine Einschränkung der persönlichen Freiheit dar. In vielen Bereichen ist man immer weniger bereit, sich persönlich zu engagieren. Und so stirbt ganz langsam, kaum spürbar, der Reichtum des Lebens in unseren Dörfern.
Das dies nicht geschieht, hängt von jedem einzelnen ab. Meiningsen wird nur so bleiben, wenn alle ihren Beitrag dazu leisten, als Vater, Partner, Nachbar oder Vereinsmitglied.
Dadurch stellt auch das Tragen eines Holzgewehres kein sinnentleertes Ritual dar, sondern ein schönes und stolzes Zeichen. Schön, weil es zeigt, dass wir keine todbringenden Waffen mehr einsetzen müssen, stolz, wie wir zeigen, dass wir im bescheidenen und überschaubaren Rahmen unserer Dorfgemeischaft bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und unser Brauchtum zu pflegen und zu schützen.
Und weil uns das übers Jahr mehr oder weniger gelungen ist, haben wir Grund zu feiern. Also dann, feiern wir das Leben, feiern wir Schützenfest!
[... Ehrungen und Dank ...]"