MEININGSEN • "Nie und nimmer öffnen wir Euch die Türe - wir sind Meiningser", brüllt der Türmer von hoher Warte den Angreifern entgegen: Die schwer bewaffneten Söldner in Diensten des Erzbischofs von Köln sind vor der Meiningser Matthias-Kirche aufmarschiert und hantieren polternd und grölend an der Kirchenpforte, verschaffen sich gewaltsam Zutritt und stürzen den Wächter kopfüber aus dem Fenster.
Mordend und brandschatzend hatte sich vor 500 Jahren die wild gewordene Soldateska über den unbefestigten Flecken vor den Toren von Soest her gemacht, Häuser und Höfe geplündert, Frauen geschändet und alles niedergemetzelt.
Diese wüsten Szenen gehörten beim "Remake" nicht zum Drehbuch. Was am Donnerstag viele Zuschauer auf dem Dorfplatz am Victor-Raabe-Haus erlebten, war "nur" ein Schauspiel. Die Meiningser erinnerten auf Initiative von Anja Heimann daran, dass die "Fehde", die zurzeit in Soest mit einem prachtvollen Mittelalterfest thematisiert wird, die Dörfer mehr traf als die "Ehrenreiche" selber. Vor den Toren der Stadt schützten keine Wälle. Felder, Höfe und Dörfer waren für die einfallenden Truppen ein Selbstbedienungsladen erster Güte.
"Es sind bei jedem Waffengang die kleinen Leute, die Wehrlosen, die leiden und auf deren Rücken alles ausgetragen wird", unterstrich Pfarrer Frank Stückemann nach dem Fenstersturz in einem Abriss der Ereignisse. Diesmal ging alles gut: Der Türmer überlebte, an seiner Stelle flog unter großem Gelächter der Zuschauer eine Strohpuppe aufs Pflaster vor der Kirche. Die Truppen des Erzbischofs, dargestellt von Mitgliedern örtlicher Vereine, zogen johlend vors Victor-Raabe-Haus. Dort feierten die Meiningser mit einem geselligen Gelage. Von der Fehde zur Fete - in Meiningsen kam das bestens an. ▪ brü
Ganz Meiningsen war auf den Beinen, als Mitglieder verschiedener Vereine den Sturm auf den Kirchturm nachstellten. Foto: privat